Gerade noch von der F800 Adventure abgestiegen nutzte ich die Gelegenheit noch bei der Firma Pro-Bike in Rüsselsheim vorbeizuschauen um mir noch ein Bild von der Adventure-Reihe von KTM zu machen. Trotz fortgeschrittener Stunde – es war schon kurz vor 17:00 Uhr als ich dort auftauchte – wurde mir nach einem sehr angenehmen Gespräch die Möglichkeit eröffnet noch eine Probefahrt mit dem Vorführer zu machen. Gesagt getan. Ist zwar nur eine halbe Stunde, aber um den bereits bei einer anderen Gelegenheit gewonnenen Eindruck zu prüfen sollte das eigentlich genügen.
Schon der erste Eindruck warf ein anderes Bild auf das Motorrad. Die Verarbeitung und der Blick in das (teildigitalisierte) Cockpit bot sich wertiger dar als bei BMW. Alles wirkte aufgeräumter, sauberer. Was ungewohnt war, war der etwas rauhbautzige Klang des V2. Im Stand lief der Motor bei 1500 Touren und lies den Wunsch nach dem Griff zur Drehzahlregulierung aufkommen. Muss die so (gefühlt) hoch drehen? Dafür belohnten die ca. 350 Touren mehr mit einer direkteren Gasannahme bei der Abfahrt. Die Sitzhöhe war deutlich reduzierter als bei der F, ohne den Kniewinkel unangenehmer wirken zu lassen. Auch die Kupplung ging merklich leichtgängiger als an der BMW – von der Twin oder meiner alten Tiger will ich da gar nicht reden.
Insgesamt (vielleicht auch ein Grund für das 19-Zoll Vorderrad im Gegensatz zu dem 21-Zöller der F) wirkte die KTM direkt handlicher, leichter. Dafür wurde beim Hochschalten sofort der fehlende Schalthebel vermisst. Fehlender Schalthebel? Ne, doch, da isser ja. Ungewohnt, da müssen wir nochmal bei. Ein Zahnrädchen nach unten sollte passen um einen besseren Kontakt zum Schuhwerk herzustellen. Aber schön leichtgängig. Ebenso wie der Gasgriff – das gehört in jedem Fall zu der Eingewöhnugsphase, sollte ich mich dann zu einem Neukauf entschließen. Diese modernen Dinger mit dem Kindergas machen es einem nicht leicht. Ein Guzzi-Fahrer aus alter Schule reißt vermutlich sowohl den Kupplungshebel, als auch den Gasgriff in Stücke. Oder findet sich am nächsten Baum wieder, weil er mit einfach mehr Widerstand der Drosselklappen gerechnet hat.
Schon auf dem Weg raus auf die Landstraße bemerkte ich, dass auch untertouriges fahren nicht zum Schlagen der Kette führt. War bei der F800 auch nicht, aber die Twin hat da phasenweise Probleme und mahnt an doch bitte einen Gang zurückzuschalten. Die Landstraße war erreicht und so wurde mal vorsichtig am (nicht vorhandenem) Gaszug gedreht. Siehe da – Hubraum ist eben durch nichts zu ersetzen – außer durch mehr Hubraum. Egal welcher Gang eingelegt war, welche Drehzahl anlag, spontan nahm die KTM mit Vehemenz fahrt auf; in höheren Drehzahlregionen sogar noch etwas vehementer. Hier merkt man, dass ein im Grunde seiner Entwicklung kurzhubiger Sportmotor am Werk ist. Toll – 10 PS mehr können sich so ganz anders anfühlen. Und das ohne nennenswert störende Vibrationen.
Auch die Fahrt über die Landstraßen liefen spielerischer ab. Die Windgeräusche waren etwas geringer als auf der BMW, dafür war der Windschutz nicht so ausgeprägt. Auch waren am Vorführer keine Heizgriffe montiert, so dass dieses Extra in jedem Fall zum Bestellumfang gehören muss; ebenso wie der fehlende Hauptständer. Da die KTM über kein elektronisches Fahrwerk verfügt kann ich nur sagen, dass die Grundeinstellung (ich gehe davon aus, dass diese voreingestellt war) die erlebten Fahrbahnunebenheiten gut weggebügelt hat. Insgesamt ist die KTM für meine Begriffe gut ausbalanciert. Im direkten Vergleich mit der eher hecklastigen BMW bietet die KTM ein besseres Feedback von vorne. Ich stelle mir hier vor, dass die KTM im beladenen Zustand mehr Reserven hat.
Was mir aber auch aufgefallen ist: Im Bereich der Sitzfläche, Schienbeine, Oberschenkel wurde es schön warm. Das Erlebnis hatte ich auch schon bei der ersten Probefahrt vor 1 ½ Jahren – also in der warmen Jahreszeit. Jetzt fand ich das gar nicht so schlimm – spart die lange Unterhose. Aber was passiert dann im Sommer? Im Stau? Im Süden bei Temperaturen deutlich über 30 Grad im Schatten? Das Bild eines Hummers bei seinem letzten Bad taucht jetzt gerade vor meinem geistigen Auge auf. Schnell ausblenden.
Denn insgesamt hat die KTM die bereits gewonnenen Eindrücke unterstrichen. Ein durch und durch ausgewogenes Motorrad, mit dem man flott unterwegs sein kann – schnell mal auch zu flott. Im Moment die 1. Wahl? Durchaus möglich.
Oder doch mal die 1090 probieren?
Probefahrt KTM 1050 Adventure
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Probefahrt KTM 1050 Adventure
Gruß Carol
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Re: Probefahrt KTM 1050 Adventure
KTM hat in den letzten Jahren schön zugelegt. Von den Bergziegen ist mittlerweile ein richtiges Motorrad geworden. Viel Fahrspaß, allerdings kommt immer noch ab und zu das Gelände Bike zum Vorschein.
Ein Spaß Bike ist es auf jeden Fall.
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